Am 13. April 2023 fuhren wir gemeinsam mit Spielern der A-Jugendteams von Roter Stern Leipzig und BSG Chemie Leipzig nach Pirna-Sonnenstein, um die Gedenkstätte vormittags mit Führungen sowie nachmittags mit Diskussionsrunden kennenzulernen. Es war ein spannender, aber auch sehr emotionaler Tag.
Am Vormittag haben wir viel über den historischen Kontext des Ortes gelernt. Die Vernichtungsanstalt Pirna-Sonnenstein war eine Hochburg nationalsozialistischer Verbrechen in Sachsen. Sie diente auch der personellen, organisatorischen und technischen Vorbereitung des Holocaust.
Im Rahmen der sogenannten „Aktion T4″ wurden unter Leitung von Dienststellen der NSDAP und des Reichsinnenministeriums sowie einer speziell geschaffenen Zentrale der Vernichtungsaktion in der Tiergartenstraße 4 (T4) in Berlin in den Jahren 1940 und 1941 sechs Tötungsanstalten im Deutschen Reich eingerichtet, in denen mehr als 70.000 psychisch oder kognitiv beeinträchtigte bzw. körperlich behinderte Menschen aus psychiatrischen Einrichtungen, Alters- und Pflegeheimen und Krankenhäusern vergast wurden.
Nachmittags sind wir in zwei Diskussionsrunden ins Gespräch gekommen über Themen, die aktuell gesamtgesellschaftlich kontrovers besprochen werden; bspw. die Frage, ob Eltern das Recht auf ein gesundes Kind haben oder eine Triage im Notfall (wie z.B. der Corona-Pandemie) gerechtfertigt ist. Der Austausch über solche komplexen ethischen Fragen war sehr bereichernd.
In der nationalsozialistischen Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein wurden zwischen 1940 und 1941 etwa 15.000 Menschen aufgrund körperlicher Behinderungen oder kognitiver bzw. psychischer Beeinträchtigungen ermordet.
Etwa anderthalb Wochen später boten wir den Teams die Möglichkeit, die Gedenkstättenfahrt noch einmal nachzubesprechen. In kleiner Runde haben wir uns über unsere Eindrücke ausgetauscht und uns gegenseitig drei Opfer-Biografien vorgestellt. Rosa Tützer, Elli Helm und Elise Romanus wurden aufgrund ihrer psychischen bzw. körperlichen Verfassung von den Nazis als nicht lebenswert eingestuft und ermordet. Ihre drei Schicksale stehen beispielhaft für die vielen Ermordeten durch die “Aktion T4”.
Die Organisation und Durchführung unserer ersten eigenen Gedenkstättenfahrt seit der Projekterweiterung von “Ein Verein für Alle” hat uns viel Spaß gemacht, wir haben uns neues Wissen angeeignet und selbst viel dazu gelernt .
Wir möchten in den kommenden Jahren gern immer wieder mit Gruppen unserer Projektvereine Gedenkstättenfahrten durchführen, da wir den Besuch von Erinnerungsorten für sehr wichtig halten für die Reflexion der Geschichte sowie das Verständnis für damalige Opfergruppen und auch bis heute noch von Diskriminierung betroffene Personen.
Wir bedanken uns bei den beiden A-Jugendteams fürs Mitfahren und die rege Beteiligung, bei den Coaches für die Organisation und bei der Gedenkstätte für die inhaltliche Gestaltung.
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