Von 02. bis 04. Februar fuhren wir im Rahmen unseres Projekts „Ein Verein für alle“ nach Terezín und besuchten dort die Gedenkorte des ehemaligen Ghettos Theresienstadt. Mit dabei waren 19 Teilnehmende verschiedener sächsischer Fußballvereine.
Hintergrund
In den Jahren 1941-45 wurde in Terezín von den deutschen Besatzer*innen ein Ghetto eingerichtet, in dem insgesamt etwa 141.000 Menschen interniert waren. Nur etwa 23.000 der Internierten überlebten den Holocaust. Terezin diente zunächst als Durchgangs- und Sammellager vor allem für tschechische Jüdinnen und Juden, später für Deportierte aus ganz Europa. Es war somit Teil des nationalsozialistischen Zwangslagersystems. Diejenigen, welche nicht in Theresienstadt umkamen, wurden in andere Konzentrationslager wie das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. 1944 nutzte das NS-Regime den Ort für einen Propagandafilm. Dieser sollte die vermeintlich guten Bedingungen im Ghetto, verharmlosend als „jüdisches Siedlungsgebiet“ bezeichnet, zeigen. Der Film beinhaltet auch Aufnahmen eines Fußballspiels, die im Innenhof der Dresdner Kaserne in Terezín inszeniert wurden. Das Ghetto war zentraler Ort des Holocaust und diente propagandistisch gleichsam auf perfide Weise seiner Verschleierung.
Bericht
Gemeinsam wollten wir den Ort mit einem besonderen Fokus auf die Rolle des Fußballs im Ghetto Theresienstadt besuchen, um mehr über das Leben vor Ort, die Täter*innen, die Betroffenen, die Propaganda in der NS-Zeit und die Auswirkungen des Holocaust bis heute zu erfahren. Wir waren für das Wochenende in der Jugendherberge in der Magdeburger Kaserne in Terezín untergebracht und wurden inhaltlich von den Freiwilligen der Gedenkstätte begleitet.
Nachdem wir uns am ersten Tag nach dem Ankommen etwas kennenlernten und eine Einführung in die Geschichte der Festungsanlage Terezín vor ihrer Nutzung durch die Nationalsozialist*innen bekamen, schauten und diskutierten wir am Abend den Dokumentarfilm „Liga Terezín“. Der Film zeigt den israelischen Filmemacher und Protagonisten Oded Breda auf seiner Suche nach Informationen und Zeitzeug*innen zu der Fußballliga des Gettos Theresienstadt.
Am Vormittag des zweiten Tags unserer Gedenkstättenfahrt bekamen wir eine ausgiebige Stadtführung, besuchten ua. das Ghettomuseum und bekamen dabei wichtige Einblicke in die Umstände des Lebens in Theresienstadt. Am Nachmittag führten wir gemeinsam mit den Teilnehmenden einen Workshop durch. In Kleingruppen recherchierten wir ua. zu den Themen jüdischer Fußball in Deutschland bis 1938 und Fußball im Ghetto Theresienstadt.
Am dritten Tag unserer Fahrt bekamen wir eine Führung durch die „kleine Festung Theresienstadt“. Sie wurde bereits 1780 bis 1790 als Festungsanlage erbaut und auch während der Nationalsozialistischen Besatzung zwischen 1940 und 1945 als Gestapo-Gefängnis genutzt. Von den rund 32.000 dort Inhaftierten, überlebten rund 11.000 den Holocaust nicht. Sie starben entweder in der kleinen Festung durch Hinrichtung, Krankheit, Folter, den Arbeitsbedingungen oder nach der Deportation in andere Lager.
Zum Abschluss des Wochenendes trafen wir uns noch mit den Teilnehmenden zu einem gemeinsamen Abschluss. Die Zeit in Terezín war für uns als Gruppe eine intensive und spannende Erfahrung, bei der die Teilnehmenden viel lernen konnten. Auch wir als Organisator*innen der IVF nahmen viel von den Teilnehmenden mit und haben neue, wichtige Erfahrungen für die Planung und Durchführung von Gedenkstättenfahrten sammeln können. Wir würden auch in zukünftigen Projekten gerne weiterhin Fahrten zu Erinnerungsorten durchführen, insbesondere die Fahrt nach Terezín mit dem inhaltlichen Schwerpunkt „Fußball in Theresienstadt“.
Danke an alle, die dabei waren fürs Beteiligen, fürs Einbringen, Diskutieren und für die tatkräftige Unterstützung vor Ort!