Ein kleines Statement zur WM in Qatar

Am 20. November beginnt die Fußball Weltmeisterschaft in Qatar.
Beginnen wir mit dem Positiven: Zum ersten Mal in der Geschichte der FIFA-Weltmeisterschaft seit 1930 werden auch 6 Schiedsrichterinnen WM-Spiele leiten: Stéphanie Frappart (Frankreich), Salima Mukansanga (Ruanda), Yoshimi Yamashita (Japan), Neuza Back (Brasilien), Karen Díaz Medina (Mexiko) und Kathryn Nesbitt (USA).

Dass die Weltmeisterschaft 2022 in Qatar ansonsten die Umstrittenste aller Zeiten ist, dürfte inzwischen nicht nur Menschen aufgefallen sein, die sich für Fußball interessieren. Insbesondere gibt es viel Kritik am Austragungsort Qatar. Doch der eigentliche Skandal liegt nicht in Qatar, sondern bei der FIFA selbst. Schwere Korruption bei der WM-Vergabe vor 12 Jahren, Zugeständnisse an eine LGBTIQ+-feindliche Regierung mit Alibi-Kapitänsbinden, das Tolerieren der schweren Ausbeutung von Gastarbeiterinnen und das Leugnen einer hohen Zahl an Todesfällen in Zusammenhang mit den Baustellen für die WM bilden nur einen kleinen Teil dessen ab, wofür die FIFA sich verantworten muss.  

Wir kritisieren die FIFA für ihre egoistische Bereicherungspolitik auf Kosten des Sports, der unsere Leidenschaft ist. Wir kritisieren die absurd hohen Geldflüsse weltweit in Zusammenhang mit Fußball und die Beihilfe zum “Sportswashing”. Wir kritisieren die Art und Weise der Organisation von Sportgroßereignissen im Fußball. Die FIFA hatte auch in den Vorjahren kein Interesse an sozial verträglichem Fußball. Ob dafür bei den Weltmeisterschaften 2010 und 2014 in Südafrika und Brasilien hunderttausende Menschen von Zwangsräumungen betroffen waren oder sich 4 Jahre später der Autokrat Putin mit der Fußball WM profilieren konnte spielt keine Rolle, solange der Profit für die FIFA und ihre Funktionärinnen stimmt. Es geht nicht darum, die WM immer nur in Ländern mit perfekter Infrastruktur und westlichen „Standards“ auszutragen. Es geht um ein grundlegend anderes Verständnis des Fußballs als ein weltweit verbindendes Element. Die FIFA und ihre Mitgliedsverbände haben ein Umdenken dringend nötig – strukturell und inhaltlich. Ideen dafür gibt es genug.  

Während ab Ende November die „größte Show der Erde“ (G. Infantino, 2022) steigt, sind unsere Gedanken bei den Toten und ihren Familien, bei allen Menschen, die auf Grund ihrer sexuellen Orientierung und/oder geschlechtlichen Identität ausgegrenzt und unterdrückt werden. Und bei allen Menschen, die sich einen Fußball für ALLE wünschen und den Sport im Herzen tragen – und nicht im Portemonnaie.

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